Gastbeitrag #7 von Dr. Hans Meves: „Von neuer Arbeit, kreativer Selbstbestimmung und nachhaltiger Gestaltungskraft in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche“

Dr. Hans Meves
www.civicon.eu

😊 …Hallo Leute… 😊

Gleich zum Jahresauftakt konnte ich einen tollen Menschen und Visionär dazu bringen sich Zeit für uns zu nehmen und den Gastbeitrag für diesen Monat zu übernehmen.

Ich freue mich sehr darüber, dass Hans, der schon wesentlich länger als ich in dem Bereich „Neue Arbeit“ unterwegs ist, seine Gedanken zur Frage „Wie wollen wir in Zukunft leben, lernen und arbeiten?“ mit uns teilt.

Aber lest selbst:


Ja, wir leben in herausfordernden Zeiten.

Einige sprechen von Zeitenwende, andere von Megatrends und weitere von großer gesellschaftlicher Transformation – und bei manchen endet das entweder in der Apokalypse oder im Paradies.

Ich wage an dieser Stelle einmal die Aussage, dass unsere Reaktion auf das Zeitgeschehen, ganz wesentlich von der Befähigungskultur unserer Gesellschaft beeinflusst wird, mit Fehlern konstruktiv umzugehen und selbst bestimmt nach Alternativen und Lösungen zu suchen; das trifft zu für uns als Individuen und als Kollektiv.


Die aktuellen globalen Herausforderungen der Corona-Pandemie konfrontieren uns schon seit fast einem Jahr mit der brutalen Realität, dass unsere gesellschaftlichen Strukturen und ihre über Jahrzehnte, gar Jahrhunderte eingeschliffenen Funktionsmechanismen und Handlungsprozesse, keinen Raum für kreative Lösungen bieten.

Die Pandemie hält uns den Spiegel vors Gesicht und lässt uns erkennen, wie fehlgeleitet und fremdbestimmt wir alle in unserem alltäglichen Agieren und Funktionieren sind.

Das gilt insbesondere für unsere Arbeitswelt – und unseren Arbeitsalltag – der unser aller Leben so übermächtig steuert.

Jetzt in der Krise erfahren wir besonders deutlich, wie fest wir eingeschnürt sind in das Korsett unseres 8-Stunden Arbeitsalltags.

Ein Alltag, der die meisten von uns tagein und tagaus wie Maschinen funktionieren und unsere monotonen Arbeitsabläufe abspulen lässt.

Jetzt merken wir schmerzlich, wie wenig unsere Gesellschaft auf Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung fußt.

Sowohl in unseren politischen Gremien wie in den Werkhallen und Büroräumen unserer Unternehmen, regieren immer noch überkommene Hierarchien von Befehl und Gehorsam.

Dabei könnte alles ganz anders sein: die politischen, wirtschaftlichen und technischen Rahmenbedingungen bieten den Spielraum für (mehr) Gleichberechtigung im sozialen Miteinander; Wertschätzung füreinander wächst dann mit der Zunahme an persönlichen Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten.


Natürlich bedeuten mehr Entscheidungs- und Handlungsfreiräume für die Einzelnen nicht auch automatisch bessere Lösungen und mehr Zufriedenheit.

Sie sind aber wichtige Voraussetzungen dafür.

Damit diese Freiräume Impulse für die Entfaltung von Gemeinsinn und nachhaltiger soziökonomischer Gestaltungskraft geben können, brauchen wir vor allem Befähigungs- und Ermöglichungsstrukturen, die unsere Kreativität zur Entfaltung bringen und uns zu selbstbestimmtem Handeln befähigen.

Eine Kultur, die Arbeit, Wertschöpfung und gesellschaftlichen Wohlstand in so einem Wirkungszusammenhang definiert, ist die Voraussetzung dafür, dass wir mit Zuversicht in die Zukunft – eine nachhaltige Zukunft – blicken können.

Das Modell Neue Arbeit – Neue Kultur (NANK) von Frithjof Bergmann, ist ein gesellschaftlicher Diskurs, der dazu einen wichtigen Beitrag leisten kann.

Ich hatte das Glück, diesen Visionär, Vordenker und unkonventionellen Streiter für ein selbstbestimmtes (Arbeits)Leben, die Freiheit individuelle Begabungen zu entfalten und die Befähigung die eigene Zukunft kreativ zu gestalten, persönlich kennen zu lernen.

Aus der ersten Begegnung entstand ein intensiver Gedankenaustausch, der über den Verlauf von mehreren Jahren schließlich dazu führte, dass ich den gemeinnützigen Verein „Neue Arbeit – Neue Kultur Kiel e.V.“ gründete.

Immer mal wieder war ich dann mit Bergmann über ca. 10 Jahre unterwegs, um die Ideen und Konzepte mit Interessierten in Deutschland und im europäischen Ausland zu diskutieren und Projekte zu initiieren.


Was zur Zeit der Entstehung und ersten Niederschriften seiner Ideen in den 1960er Jahren noch als Utopie ein Nischendasein fristete, erwuchs im Verlaufe der Jahrzehnte zu einer echten Inspiration für kritische Freigeister, engagierte Bürgerinnen und Bürger, kreative Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und vorausschauende Manager und Unternehmer.

Im Mittelpunkt der Bergmannschen Überlegungen steht dabei Entwicklung modellhafter Übergänge von der abhängigen und fremdbestimmten Erwerbsarbeit hin zu einer selbstbestimmten und kreativen Eigenarbeit.

Sein „Credo“ manifestiert sich in der „WWW“-Formel: dem „Wirklich – Wirklich – Wollen“.

Dementsprechend lautet die wiederkehrende Kernfrage in seinen Diskursen:

Wie komme ich dahin, das zu tun, was ich wirklich, wirklich will?

Dreh- und Angelpunkte bei der Umsetzung in seiner Theorie sind der Einsatz von Hochtechnologie („High-Tech-Self-Providing“) und eine anteilige Beschäftigung in Gemeinschaftsprojekten und einer daraus resultierenden Gemeinschaftsproduktion.

Auf die Herausforderungen der heutigen Gesellschaft(en) übertragen, heißt das:

Wie schaffen wir (Ermöglichungs-)Räume und Strukturen, die uns als Individuen und als Gesellschaft dabei unterstützen, den globalen Herausforderungen von Pandemien und Klimawandel, ökologischem Raubbau und Umweltvergiftung sowie Digitalisierung und künstlicher Intelligenz, mit einem nachhaltigen Kurswechsel unserer gesellschaftlichen Wert- und Wertschöpfungsvorstellungen zu begegnen?

Und dabei auf die individuelle Gestaltungskraft einer jeden Einzelnen und eines jedem Einzelnen zu vertrauen.

Denn ohne die Befähigung von uns allen („Empowerment“), mehr Eigenverantwortung für unser Handeln zu übernehmen, geht es nicht – dafür sind die Herausforderungen zu groß.

Wollen wir unser demokratisches Gemeinwesen erhalten und seine Wiederstandfähigkeit (Resilienz) stärken, müssen wir jetzt die richtigen Impulse setzen!“


Wie kommen wir also dahin, das zu tun, was wir wirklich, wirklich wollen?

Mit einer besseren Frage können wir wohl kaum in ein neues Jahr starten. Lasst uns gemeinsam herausfinden wie eine Arbeitswelt von morgen aussehen kann, wo wir alle das tun was wir wirklich, wirklich wollen!

Dr. Hans Meves
Nachhaltigkeits- und Transformationsmanagement

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